Winter Morgen
oder
Ein Tag wie jeder andere
Schlaftrunken steht er vor der Haustür. Die kalte Winterluft lässt seinen Atem zu weißen Nebelschwaden gefrieren. Seit einer knappen Stunde ist er wach und bereitet sich für die Schule vor. Zusätzlich zu der Kälte macht ihm die Last des Mantels und die schwere Tasche zu schaffen. Obwohl er heute morgen wieder schlecht Luft bekommt, macht er sich eine Zigarette an und geht los. Das Tor fällt hinter ihm ins Schloss als die Rathausuhr 6schlägt. Der eisige Wind schlägt ihm ins Gesicht. Ein kurzer Blick die Straße rauf und dann geht er los. Den selben Weg wie jeden Morgen. Den selben Weg wie die letzten 4Jahre. Um die Ecke, an der Kirche vorbei. Ein kurzer Blick auf die Turmuhr; es ist 2nach6. weiter über die Brücke. Er hebt langsam den Kopf und schaut die Straße hinunter bis zu dem neuen Kreisverkehr. Die Straße ist leer genauso wie der Rest der Stadt. 50 Meter vorm Kreisverkehr biegt er links ab und schmeißt die Kippe weg. Der Weg ist neu gezogen. Früher war hier nur Sand und Schlamm. Mit immer noch gesenktem Blick geht er weiter über die Straße und die kleine Anhöhe hinauf zum Hotel. An der Kreuzung vor dem Hotel bleibt er stehn und sieht die anderer Straße zum Freibad hinunter.
Er denkt an die Zeit, als seine Freunde noch fast alle in seiner Stadt wohnten, daran wie sie früher immer vom Grundstück seiner Oma über den See zur Badeanstalt geschwommen sind und erst spät am Abend zurück schwammen. Er vermisst das Nachtbaden, das angeln, das zelten und grillen. Er reißt sich aus den Gedanken und geht weiter in Richtung Hotel. Eine Minute später hält er wieder an und sieht zu dem Haus in dem bereits warmes Licht den Türbereich ausfüllt. In diesem zweistöckigen, bunt gestrichenen Haus wohnt seine alte Schulfreundin. Auch dieses warten ist nach den letzten 4Jahren ebenfalls gleich geblieben. Seit sie in der 4. Klasse zu ihm kam hat er sie angehimmelt. Nun sind sie gute Freunde geworden. Die Tür öffnet sich und ein wärmender Lichtstrahl fällt auf ihn. Er schaut kurz hoch und sieht sie aus der Tür treten. Ein kurzes, monotones „ Guten Morgen“ durchbricht die Stille und beide gehen weiter in Richtung Bushaltestelle. Als er am Haus seines Vaters vorbei kommt wirft er einen kurzen Blick in den Hinterhof, aber das Auto ist wieder mal nicht da. Wahrscheinlich ist er wieder bei den Verwandten. Sie gehen weiter, über die Straße, nach rechts, direkt zum neuen Holzhäuschen an der Haltestelle. Sie sind nicht die Ersten. Die Zicken und Hobbyfaschos stehen ebenfalls schon da. Der Bus kommt und er steigt ein, setzt sich auf seinen Stammplatz, holt seinen Diskman raus und schließt die Augen. Nach einer viertel Stunde macht er die Augen wieder auf. Ein Kumpel steigt zu. In der übernächsten Stadt steigt er aus. Schulkameraden, Lärm und Problem stürzen auf ihn ein. Wieder im Leben!
gez.:F.A.